Frischer Wind für die Energiewende dringend benötigt

Nur knapp 30 % des Stroms im Landkreis FFB wird derzeit durch Erneuerbare Energien erzeugt. Dabei hat sich der Landkreis 2000 das Ziel gesetzt, sich bis 2030 vollständig aus Erneuerbaren Energien selbst zu versorgen – inklusive Strom, Verkehr und Wärme. Von diesem Ziel sind wir heute – nach gut 20 Jahren – leider noch meilenweit entfernt! Unser Landkreis liegt beim Anteil der Erneuerbaren im Strom-Mix deutlich hinter dem bayerischen (52 %) und deutschen Schnitt (46 %). Läuft es in diesem Tempo weiter, ist die Versorgungssicherheit aus rein Erneuerbaren 2030 absolut nicht gegeben. Doch was sind die Gründe für dieses schwache Ergebnis? Am Thema Windkraft decken wir Rechenfehler und Desinformationen auf, die oft mehr im Gedächtnis bleiben als nachträgliche Korrekturen und zeigen, wie sich der unökologische und zugleich langfristig teure Erhalt des Status quo durch den Windkraftausbau vermeiden lässt.

04.08.21 –

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Nur knapp 30 % des Stroms im Landkreis FFB wird derzeit durch Erneuerbare Energien erzeugt. Dabei hat sich der Landkreis 2000 das Ziel gesetzt, sich bis 2030 vollständig aus Erneuerbaren Energien selbst zu versorgen – inklusive Strom, Verkehr und Wärme. Von diesem Ziel sind wir heute – nach gut 20 Jahren – leider noch meilenweit entfernt! Unser Landkreis liegt beim Anteil der Erneuerbaren im Strom-Mix deutlich hinter dem bayerischen (52 %) und deutschen Schnitt (46 %). Läuft es in diesem Tempo weiter, ist die Versorgungssicherheit aus rein Erneuerbaren 2030 absolut nicht gegeben. Doch was sind die Gründe für dieses schwache Ergebnis? Am Thema Windkraft decken wir Rechenfehler und Desinformationen auf, die oft mehr im Gedächtnis bleiben als nachträgliche Korrekturen und zeigen, wie sich der unökologische und zugleich langfristig teure Erhalt des  Status quo durch den Windkraftausbau vermeiden lässt.

Poltische Rahmenbedingungen wie 10 H bremsen den beginnenden Ausbau in Bayern aus und verschrecken Investoren
Nachdem der Ausbau der Windenergie in Deutschland Anfang der 10er Jahre einen Boom erlebt hat – in dessen Zuge 160.000 Arbeitsplätze in der Branche entstanden sind – brach um das Jahr 2017 der deutsche Windausbau weitestgehend ein. Hauptgrund waren dabei bremsende politische Entscheidungen, wie Ausschreibungspflicht für Neuanlagen und Abstandsregelungen. Umfassende Genehmigungsprozesse, Bauvoraussetzungen und ausgiebige Klagemöglichkeiten bringen Planungsunsicherheit, sodass Investoren abgeschreckt werden. So traf es in Bayern die Branche besonders hart - wurden in Spitzenzeiten 150 neue Anlagen pro Jahr genehmigt, so waren es 2020 noch drei.

Auch der Wind, der im Süden weht, reicht für effiziente Stromgewinnung

Als Grund für den schleppenden Ausbau speziell in Bayern werden gerne die geringere Windpotentiale im Süden Deutschlands angeführt. Doch mit den im Schnitt 20-40% weniger Wind allein, sind diese frappierenden Unterschiede nicht zu erklären. Denn der Wind steht, im Gegensatz zu fossilen Energieträgern, kostenlos zur Verfügung und die zahlreichen bestehenden Anlagen zeigen deutlich die Rentabilität auch in windärmeren Regionen.

Moderne Technologien ermöglichen höhere Effizienz
Modernere Technologien mit höheren Nabenhöhen und längeren Rotorblättern ermöglichen immer höhere Wirkungsgrade. Es mangelt dank dieser speziellen Binnenlandsturbinen nicht an Projektierern, die in Bayern gern Anlagen bauen würden. Sucht man also nach den Ursachen für die Stagnation des Windkraftausbaus in Bayern, so ist dafür hauptsächlich die 10-H-Abstandsregelung verantwortlich, gepaart mit langen Planungszeiten durch lange juristiche Prozesse, mangelnde Einbeziehung und Überzeugung der Bürger. Darüber hinaus wird ein bunter Blumenstrauß an Gründen vorgeschoben.

Desinformationskampagnen lassen Windräder gefährlicher erscheinen als sie sind

Falschinformationen wie eine um den Faktor 4000 (!) zu hoch angenomme Infraschallbelastung, gepaart mit gezielten Desinformationskampagnen zu den negativen Auswirkungen und Gefahren von Windrädern (s. Infografik), sind ein Grund für eine teilweise kritische Haltung von Bürger:innen gegenüber Windkraft.

Doch vor allem der fehlende Wille der Bayrischen Regierung, die Energiewende ambitioniert zu gestalten - ersichtlich am Beibehalten an der 10H-Regel sowie am schwammig formulierten Windenergie-Erlass  haben den Windkraftausbau in Bayern derzeit quasi unmöglich gemacht.

Der Fall Mammendorf verdeutlicht dies sehr gut: Das bestehende Windrad übertrifft alle Erwartungen und liefert im Jahr 6,6 Mio kWh Strom - genug Strom für alle 5000 Einwohner*innen! Kein einziger von Ihnen hat sich bisher über irgendeine Form der Belästigung beschwert - trotz Abständen von teilweise nur 800 m. Die Pläne für ein zusätzliches Windrad in Mammendorf mussten   jedoch nach 4 Jahren Planungszeit in diesem Sommer auf Eis gelegt werden - aufgrund des Windenergie-Erlasses sowie den vor einiger Zeit umkommentiert abgesenkten Radarführungsmindesthöhen für den Flugverkehr. Dies zeigt deutlich die enorme Diskrepanz zwischen wohligen Worten und dem tatsächlichen Handeln der regierenden Partien im Bereich Klimaschutz.

Die Gesamtbilanz der Windkraft fällt im Vergleich positiv aus

Wenn die Windkrafttechnologie beurteilt wird, darf die Frage nach der Gesamtbilanz im Vergleich zu den alternativen – konventionellen - Energieträgern nicht vergessen werden: Überall gibt es Nachteile und da die Nachteile fossiler und atomarer Energiequellen unbestritten als größer eingestuft werden, fällt die Gesamtbilanz für die Windkraft positiv aus. Das heißt, dass Windkraft zusammen mit anderen Erneuerbaren entscheidender Faktor für das Gelingen der Energiewende ist. Zugleich muss weiterhin an neuen Technologien gearbeitet werden, um die Windkraft als Zukunftsbranche noch effizienter, nachhaltiger und sicherer zu machen.

Vor allem der fehlende Wille der Bayrischen Regierung die Energiewende ambitioniert zu gestalten, sowie ein fehlendes Vertrauen in den Veränderungswillen der Bürger (ersichtlich am Beibehalten an der 10H-Regel). So ist derzeit der Windkraftausbau in Bayern quasi unmöglich gemacht.

Photovoltaik allein wird die Energiewende nicht stemmen können

Nun könnte man anführen, dass der Ausbau der Solarenergie in Bayern mit gutem Tempo voran schreitet - Photovoltaische Anlagen erzeugen inzwischen 16% des Stroms in Bayern - mehr als doppelt so viel wie die Windkraft. Es ist jedoch kein Entweder Oder. Wir brauchen so schnell wie möglich so viel wie möglich, um auf 100 % zu kommen und die Energiewende durch sauberen Strom zu schaffen. Und bei Erneuerbaren Energien müssen sich verschiedene Energiequellen wie PV und Windkraft - anders als bei fossilen Energieträgern – im richtigen Mischungsverhältnis ergänzen.

Ein Mix aus erneuerbaren Energien spart Kosten

Will man vermeiden, Unmengen von Strom zwischenzuspeichern oder aus anderen Teilen Deutschlands oder Europas zu importieren, so muss man auf Basis der Lastprofile des Stromverbrauchs und der Energiepotentiale einen guten Mix der Erneuerbaren Energieträger aufbauen. Das bedeutet, dass auch der Ausbau von PV, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie - soweit noch möglich - richtig und wichtig sind.

Windenergie ist unerlässlich für Versorgungssicherheit mit sauberem Strom

Den Luxus, auf den massiven Ausbau von Windkraft zu verzichten, können wir uns im Hinblick auf Versorgungssicherheit - entgegen Markus Söders Aussage „Ich gebe zu, dass bei uns der Wind nicht ganz so sehr weht wie im Norden. Aber dafür scheint bei uns die Sonne mehr.“ (Markus Söder, 2020) – bei weitem nicht leisten. Denn speziell die Windkraft hat den Vorteil, dass Angebotsspitzen vor allem dann entstehen, wenn viel Heizenergie benötigt wird - was mit zunehmendem Umbau von Öl- und Gasheizungen hin zu Wärmepumpen dem zu erwartenden Trend entspricht. Außerdem ergänzen sich die Tages- und Jahresprofile von Solarenergie und Windenergie sehr gut.

Der massive Ausbau der Erneuerbaren sichert Arbeitsplätze

So ist der dringend notwendige Ausbau aller Erneuerbaren die Voraussetzung für eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik: Sie sind elementar zur zukünftigen Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland und damit zur Sicherung von zukunftsfähigen Arbeitsplätzen und Wohlstand. Denn der globale Wettbewerb um die Technologien von morgen hat heute bereits begonnen.

Unsere Maßnahmen um den notwendigen Ausbau Erneuerbarer Energien zu erreichen

Nur im Zusammenspiel aus politischen Rahmenbedingungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene ist die sozial-gerechte Gestaltung der Energiewende möglich.

Auf Bundesebene schlagen wir vor:

- Ausbau außerhalb der Ausschreibungen stärken.

  • Verfahren zur Genehmigung, auch durch den Abbau bürokratischer und juristischer Hürden und klarer Rahmenbedingungen, zu beschleunigen.
  • Planungs- und Genehmigungsverfahren durch vereinfachte Verfahren, mehr Personal und einheitliche Bewertungsmaßstäbe beschleunigen

- Repowering alter Anlagen erleichtern

- Bürger*innenbeteiligung vor Ort - auch finanzielle Anreize

Vor allem durch die Vereinfachung der Auflagen für den Bau neuer Windkraftanlagen können Bauprojekte deutlich beschleunigt bzw. Aufgrund sinkender Kosten für Gutachten und Beratung überhaupt ermöglicht werden. Die 10H-Regel muss ganz klar fallen!

Auf Kreis- oder kommunaler Ebene müssen genaue Zielvorgaben für den Ausbau der Erneuerbaren Energien definiert werden - denn nur so kann gewährleistet werden, dass der richtige Erneuerbare Energien Mix für ein stabiles, 100% klimaneutrales Netz erreicht wird. Ein Energienutzungsplan auf kommunaler Ebene ist hierfür ein sinnvolles Mittel, welches z.B. im Rahmen des Klimakommunenprozesses in Grafrath bereits angeregt wurde.

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