22.05.25 –
„H2-Energiepark Grafrath“: Gemeinderat strebt Unternehmensbeteiligung an!
Das Projekt „H2-Energiepark Grafrath“ des Unternehmens EnergieSüdBayern (ESB) ist seit 2023 in Vorbereitung. Die Mehrheitsfraktionen streben nun eine Unternehmensbeteiligung der Gemeinde über eine GmbH an.
Die Planungen erfolgen bislang überwiegend in nicht-öffentlichen Sitzungen. Öffentliche Aussagen – etwa durch den Bürgermeister oder in Ratsversammlungen – betonen den innovativen Charakter des Projekts sowie den möglichen positiven Effekt auf die Einnahmesituation der Gemeinde. Für das Projekt wurde das sogenannte „Munitionsdepot“ – ein Waldstück an der nördlichen Gemeindegrenze – erworben und an die ESB verpachtet. Dort sollen ein Windrad sowie sechs Elektrolyseure zur Erzeugung von Wasserstoff entstehen. Aktuell plant die ESB noch eigenständig.
Die GRÜNE Fraktion hat im Gemeinderat ihre grundsätzliche Haltung wiederholt dargelegt:
Die Produktion der geplanten Menge an grünem Wasserstoff wird mit den lokal verfügbaren erneuerbaren Energiequellen nicht herstellbar sein. Das „H2-Projekt“ selbst wird nur über ein Windrad verfügen. Zusammen mit zwei regionalen PV-Freiflächen wird nur ca. die Hälfte des nötigen Strombedarfs gedeckt – die übrige Strommenge muss aus dem Netz kommen – laut der Projektbeschreibung garantiert grüner Strom (gem. RED II / EU Richtlinie zu erneuerbaren Energien).
Die oft geäußerte Aussage, Grafrath könne dadurch energieautark werden, ist irreführend und vernebelt die Fakten. Für den Einsatz von Wasserstoff als Ersatz fossiler Brennstoffe zum Heizen und für PKWs ist eine 3- bis 4-mal höhere Energiemenge erforderlich, als wenn der Strom direkt verwendet würde. Auch als Speichermedium kommt er nur bedingt in Frage, da die Überproduktion an erneuerbarer Energie in Grafrath für einen wirtschaftlichen Betrieb des Elektrolyseurs auf absehbare Zeit nicht ausreichen dürfte. Insofern ist Wasserstoff der „Champagner“ unter den Erneuerbaren – entsprechend teuer und vorrangig als Molekül für die Chemieindustrie und in speziellen industriellen Techniken bzw. Schwerlastverkehr. Die tatsächlichen Energiebedarfe Grafraths – und nicht nur hier - deckt man effektiv und günstig über grünen Strom aus Windkraft und PV-Anlagen.
Das „H2-Projekt Grafrath“ firmiert als ein Forschungsprojekt, das als „Insellösung“ – also ohne Anbindung an das künftige Wasserstoffnetz - zeigen soll wie die regionale Vermarktung gelingen kann. Dafür wird es von der Landesregierung gefördert, ohne die es wirtschaftlich nicht darstellbar wäre. Über unsere grundsätzliche Kritik an der H2-Produktion hinaus, sehen wir keine Perspektive für einen regionalen Absatzmarkt ab 2027 - allenfalls dass er im Laufe der kommenden 10 Jahre sukzessive entstehen wird. Eine Unternehmensbeteiligung an diesem wirtschaftlich ambitionierten Projekt bedeutet für Grafrath mit seinen eingeschränkten finanziellen Ressourcen ein Risiko, das entsprechend gewichtet werden muss.
Mit unserem Antrag vom 24. März 2025 wollten wir dazu beitragen, die Voraussetzungen für eine fundierte Entscheidung zu schaffen. Der Antrag besteht aus zwei Teilen:
Das „H2-Projekt Grafrath“ ist nicht mehr zu verhindern, aber die euphorische Begeisterung im Gemeinderat für eine Unternehmensbeteiligung muss hinterfragt werden. Neben der Aufarbeitung des Fragenkatalogs in einer öffentlichen Sitzung in den nächsten Wochen, verfolgen wir im weiteren Verfahren eine juristische und organisatorische Trennung der Wasserstoffproduktion von der Windkraftanlage, um die Risiken für Grafrath bei einer Beteiligung zu minimieren. So kann die Gemeinde im Fall wirtschaftlicher Risiken flexibel und unabhängig handeln, ohne automatisch in beide Bereiche gleichermaßen eingebunden zu sein.
Eine getrennte Struktur würde auch eine gezieltere und verantwortungsbewusstere Beteiligung von Bürger*innen am Unternehmen ermöglichen. Wir wollen deshalb auch eine direkte Bürgerbeteiligung an der geplanten GmbH schaffen – etwa durch die Gründung einer Genossenschaft.
im Schützenstüberl im Untergeschoss des Bürgerstadl, Mauerner Str. 16, Grafrath
im Schützenstüberl im Untergeschoss des Bürgerstadl, Mauerner Str. 16, Grafrath